Weinbau Madonnenberg Schriesheim e. V.
Weinbau Madonnenberg Schriesheim e. V.

Mannheimer Morgen vom 24.11.2012

 

Der Kuratoriumsvorsitzende des Madonnenberg-Vereins, Landrat Stefan Dallinger (r.), und der Vereinsvorsitzende, Schriesheims Bürgermeister Hansjörg Höfer, ernennen Regierungspräsidentin Nicolette Kressl zur Ehrenpatin.

 

©  diko

 

 

Schriesheim: Verein Weinbau Madonnenberg ehrt Regierungspräsidentin Nicolette Kressl im Zehntkeller mit seiner höchsten Auszeichnung

„Gelegentliche Genießerin“ wird Weinpatin

 

Seit über 20 Jahren kümmert sich eine Gruppe Ehrenamtlicher und Honoratioren um den Madonnenberg. Nach historischem Vorbild ist er angelegt, wird aber auch nach wie vor bewirtschaftet. Bürgermeister Hansjörg Höfer dankte dafür beim jüngsten Konvent im Zehntkeller (wir berichteten bereits kurz) Werner Volk und Winfried Krämer mit seinen Mannen, die sich damit um den Weinberg verdient machen.


Landrat Stefan Dallinger, Vorsitzender des Kuratoriums des Vereins, blieb es vorbehalten, die Ernennung der Ehrenpatin vorzunehmen. Sie ist die vierte Persönlichkeit an der Spitze des Regierungspräsidiums Karlsruhe, die ausgezeichnet wird.


"Begehrteste Weinstube"


Der Landrat versäumte nicht, auf die positiven Alleinstellungsmerkmale der Region und des Rhein-Neckar-Kreises hinzuweisen. "Eines davon ist der Madonnenberg", sagte Dallinger. "Der Zehntkeller ist heute Abend die begehrteste und beliebteste Weinstube Deutschlands".


Er erwähnte das Bauprojekt Branich-Tunnel, erinnerte an den Ausbau der RNV-Linie zwischen Heidelberg und Weinheim und die damit verbundene Zusammenarbeit zwischen dem Kreis, den Kommunen und dem Regierungspräsidium.

Die Preisträgerin Nicolette Kressl ist in Heilbronn geboren und studierte Berufspädagogik. 1994 wurde die Sozialdemokratin in den Bundestag gewählt, 2007 bis 2009 parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Mitte 2012 Regierungspräsidentin.


"Als Lehrerin an einer Berufsschule für Bäcker wissen Sie, was es heißt, kleine Brötchen zu backen", stellte der Landrat die Regierungspräsidentin vor. Dallinger kannte auch das Lebensmotto der Ehrenpatin: "Nicht meckern - ändern".


Er wusste auch, dass die Geehrte zu der Gattung "gelegentliche Genießerin des Weines" gehört, gerne wandert, fotografiert und Schafe sammelt. "Regen lässt Gras wachsen, Wein das Gespräch", zitierte Dallinger jedoch eine schwedische Weisheit und verwies damit auf die angenehmen Gespräche zwischen den Kommunen und der Präsidentin. Nach der Ehrung wurde eine Urkunde, eine Flasche Madonnenbergwein und ein Blumenstrauß an Nicolette Kressl übergeben.


"Auf die Frage, ob ich die Ehrenpatenschaft annehme, habe ich spontan ja gesagt, mir später dann die Frage gestellt: Habe ich Ähnlichkeit mit einer Madonna, liegt es am Geburtsort Heilbronn oder hält man mich für eine Koryphäe in Weinfragen"? , stellte Kressl fest. An Dallinger gewandt, sagte sie: "Ich danke für die Laudatio, sie müssen ja kriminalistische Arbeit geleistet haben, bei den Recherchen über mich. Ich verspreche Ihnen, mich wieder in diesem Kreis sehen zu lassen" sagte eine strahlende Präsidentin.

Mit der "Minneberg-Fanfare" ließen die Schriesheimer Jagdhornbläser den gemütlichen Abend im geschmückten Zehntkeller ausklingen.


© Mannheimer Morgen, Samstag, 24.11.2012 (Dieter Kolb)

Mannheimer Morgen vom 24.01.2012

 

SCHRIESHEIM: Nachklapp zum jüngsten Madonnenberg-Konvent, der in der Stadt nach wie vor für Gesprächsstoff sorgt

 

Terminverschiebung erweist sich als unglücklich

 

Der Madonnenberg-Konvent Ende vergangener Woche sorgt nach wie vor für Gesprächsstoff in Schriesheim. Warum waren diesmal so wenige Gäste anwesend? Vor allem das Fehlen der "Promis" war auffallend.

 

Zwei der zehn von Margit und Thomas Höhr kunstvoll geschmückten, runden Tische waren nahezu leer, an anderen saßen nur wenige Personen. Stammgäste der Vorjahre fehlten: Sparkassen-Chef Dr. Rüdiger Hauser, Familienheim-Chef Gerhard Burkhardt, Winzer-Chef Friedrich Ewald, Vereinsgründer Peter Riehl. Sogar von den drei Weinhoheiten war zu diesem Fest für das "Aushängeschild des Schriesheimer Weinbaus" nur eine der beiden Prinzessinnen erschienen, Sophie Fleck.

 

Doch die Ursachen für das Fehlen der Abwesenden waren oft ganz profan: Peter Riehl hatte in Heidelberg eine längst anberaumte Veranstaltung des Europa-Vereins, dessen Vorsitzender er ebenfalls ist. Friedrich Ewald war wie andere noch in Urlaub. Insofern war Mitte Januar im Gegensatz zu dem sonst üblichen November-Termin unglücklich.

 

Sicher war es auch nicht hilfreich, den Namen der prominenten Ehrenpatin, Ministerin Warminski-Leitheußer, bis zuletzt geheim zu halten; Bürgermeister Höfer hatte wegen des Überraschungseffektes darum gebeten. Allerdings war einige Zeit lang auch noch unklar gewesen, welcher prominente Gast überhaupt kommt. Zunächst war Vize-Ministerpräsident Nils Schmid eingeladen, der allerdings absagte; bekanntermaßen trinkt er keinen Alkohol.

 

Dass doch noch ein Mitglied der Landesregierung erschien, war dem Vernehmen nach dem SPD-Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck zu verdanken, der denn auch eine Einladung zum Konvent erhielt - im Gegensatz zu seinem CDU-Pendant Georg Wacker, wie dieser bedauernd feststellen musste. -tin

 

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 24.01.2012

RNZ vom 21.01.2012

 

Das Geheimnis des Madonnenbergvereins

 

Von Carsten Blaue

 

Schriesheim. Sie kam fast unbemerkt, die neue Ehrenpatin des Madonnenbergvereins. Eine Stunde lang warteten die 60 Gäste beim Madonnenbergkonvent im Zehntkeller auf Gabriele Warminski-Leitheußer. Aber die Kultusministerin hatte angekündigt, dass es später werden könnte. Halb so schlimm also.

 

Bürgermeister und Vereinsvorsitzender Hansjörg Höfer nutzte die Zeit für einen Rückblick, um auch an zwei "bewundernswerte Persönlichkeiten" zu erinnern, die verstorben sind: Heinz Mildenberger und Emil Meixner. Beide, so Höfer, hätten stets "ihr Engagement für den Madonnenbergverein gelebt". Mildenberger als Schaffer im Weinberg, Meixner als Vorsitzender in den ersten Jahren des Madonnenbergvereins von 1989 bis 1996. Meixner, der Gründungsdirektor des Kurpfalz-Gymnasiums, verstarb am vergangenen Montag. Man erhob sich zum Gedenken.

 

Danach zog Höfer Bilanz der Madonnenberglese 2011. Genau 2508 Kilo Riesling wurden geerntet, mit einem Mostgewicht von 81 Grad Öchsle. "Ein guter Wert", befand Höfer. Er freue sich auf "einen guten, interessanten Jahrgang", sagte der Bürgermeister, der den Helfern im Wingert, Werner Neureither, Peter Hölzel, Winfried Krämer und Werner Volk, dankte. Auch Fritz und Ludwig Mildenberger seien aus dem Verein nicht wegzudenken. Margit und Thomas Höhr wurden von ihrem Chef schließlich für das "Ambiente" gelobt, dass sie im Zehntkeller geschaffen hatten. Dann kam die Suppe, und man hatte Zeit darüber nachzudenken, warum der Madonnenbergverein dieses Jahr wohl solch ein Geheimnis um den neuen Ehrenpaten gemacht hatte. Alle hielten dicht, fast bis zuletzt. Man fragte sich, warum der Konvent auf einen Donnerstag gelegt wurde und warum Ehrenvorsitzender Peter Riehl nicht da war - wohl auch, weil er als Vorsitzender des Vereins Heidelberger Europagespräche terminlich gebunden war. Überhaupt hatten sich die Reihen gelichtet im Vergleich zu den Vorjahren. Es blieben Lücken an den runden Tischen, an denen man zunächst kaum Notiz nahm vom Ehrengast. Das wäre wahrscheinlich so geblieben, hätten nicht die Jagdhornbläser ihre klangvolle Begrüßung angestimmt. Dafür gab es Applaus.

 

Als Warminski-Leitheußer danach aber von Höfer an ihren Platz begleitet wurde, rührte sich keine Hand mehr im Gewölbe. Der Kuratoriumsvorsitzende des Vereins, Landrat Stefan Dallinger, sah die Kultusministerin zwar, als sie den Zehntkeller betrat. Er ging ihr jedoch nicht entgegen, um sie zu begrüßen, sondern wartete, bis sie an den Tisch trat. Es gab in den Vorjahren sicher schon herzlichere Empfänge für die Ehrenpaten. Immerhin erlaubte sich Regierungspräsident Dr. Rudolf Kühner als Laudator und Vorgänger der neuen Ehrenpatin einen Scherz, allerdings auf deren Kosten. So hätten die Römer zu Ehren einer Frau pro Buchstaben ihres Namens ein Glas Wein getrunken. Bei Gabriele Warminski-Leitheußer habe man nach reiflicher Überlegung beschlossen, das nicht zu tun.

Mannheimer Morgen vom 20.01.2012

 

Als Kuratoriumsvorsitzender des Madonnenbergs überreichte Landrat Dallinger (l.) Kultusministerin Warminski-Leitheußer die Urkunde als neue Ehrenpatin; daneben ihr Vorgänger Regierungspräsident Kühner und Bürgermeister Höfer (r).

© Schwetasch


SCHRIESHEIM:
Beim festlichen Weinkonvent gestern Abend wurde Kultusministerin Warminski-Leitheußer zur neuen Ehrenpatin des Madonnenbergvereins ernannt


Bierkennerin wurde zur Weinfreundin


"Bei den Römern war es Usus, auf das Wohl einer Frau so viele Becher Wein zu leeren, wie ihr Name Buchstaben hat", erinnert Regierungspräsident Rudolf Kühner, im Jahre 2010 Ehrenpate des Madonnenbergvereins, in seiner Laudatio auf seine diesjährige Nachfolgerin.


Dieser Brauch wäre selbst für die trinkfreudigen Gäste des Weinkonvents im Zehntkeller etwas stressig geworden; denn neue Ehrenpatin wurde gestern die Kultusministerin mit dem buchstabenreichen Namen Gabriele Warminski-Leitheußer.


Ob es der Termin an einem Wochentag war oder die Tatsache, dass die Identität der Ehrenpatin im Gegensatz zu den Vorjahren im Vorfeld geheim gehalten wurde - jedenfalls blieben gestern Abend an den geschmückten Rundtischen sichtlich mehr Plätze frei als sonst. Viele der Stammgäste hatten sich entschuldigt, allen voran Vereinsgründer und Ehrenvorsitzender Peter Riehl.


Dabei hatte der Verein durchaus Grund zum Feiern. Nach einer Weinlese, die auf dem Madonnenberg noch nie so früh begonnen hatte, wurde ein "schöner Jahrgang" eingefahren, wie Bürgermeister Hansjörg Höfer als Vorsitzender des Vereins berichten konnte: 2500 Kilogramm mit 81 Grad Oechsle, für einen Riesling ein sehr guter Wert.


Dank an die Helfer


Denen, die dazu beigetragen hatten, galt gestern Abend Höfers Dank: Fritz und Ludwig Mildenberger, Werner Neureither, Peter Hölzel, Winfried Krämer und Werner Volk. Höfer vergaß nicht, jenen verdienten Aktiven zu gedenken, die im zurückliegenden Jahr verstorben waren, allen voran Heinz Mildenberger und - erst vor kurzem - Emil Meixner.


"Der Madonnenberg ist ein wunderbares Kleinod", lobte Rudolf Kühner in seiner Laudatio, die dem Grußwort von Weinprinzessin Sophie Fleck folgte. Und der Madonnenbergverein sei ein Markenzeichen der Region, sein Engagement für die Landschaftspflege vorbildlich. Die Kultusministerin sei als Ehrenpatin und damit Botschafterin des Vereinsanliegens bestens geeignet: "Bildung und Wein sind die Aushängeschilder unseres Landes."


Aus dem Ruhrgebiet stammend, bekannte die von den Jagdhornbläsern phonstark begrüßte Ministerin, sie sei lange Zeit Bierliebhaberin gewesen - bis sie 2008 in die Kurpfalz kam, um Schulbürgermeisterin in Mannheim zu werden. Da habe sie nicht nur die Weltoffenheit und Gastfreundschaft der Kurpfälzer kennen und schätzen gelernt, sondern auch den Wein und den Weinbau: "Ich liebe Weinberge", bekannte sie. Das Wandern zwischen den Reben "erwärmt die Seele und streichelt die Augen", schwärmte sie und versprach, "so oft ich kann auf den Madonnenberg zu kommen."


© Mannheimer Morgen, Freitag, 20.01.2012 (Konstanin Groß)

RNZ vom 20.01.2012

 

"Die Region ist ein Glücksfall für mich"

 

Von Carsten Blaue

 

Schriesheim. Der Madonnenbergverein wurde vor über 20 Jahren gegründet, um den historischen Weinbau in einer der schönsten Lagen Schriesheims zu bewahren. Das "Historische" verfolgt der Verein nicht mehr. An einer guten Tradition hält er aber fest und ernennt prominente Ehrenpaten, die dem Verein noch immer Glanz verleihen und seiner Idee über die Stadtgrenzen hinweg Aufmerksamkeit garantieren sollen. Hohe Behördenvertreter bekamen die Auszeichnung, auch Künstler, meistens aber namhafte Politiker, wie Klaus Kinkel, Erwin Teufel, Günther Oettinger oder Klaus Töpfer. Seit Donnerstag Abend gehört auch Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer zu diesem ausgesuchten Kreis. Der Sozialdemokratin wurde die Ehrenpatenschaft im Rahmen des traditionellen Madonnenbergkonvents im Zehntkeller der Weinstadt zuteil.

 

Warminski-Leitheußer kannte das alte Gewölbe schon. Im März 2008 war sie beim "Behördentag" des Mathaisemarkts dabei - zwischen Haushaltsberatungen an ihrem ersten Arbeitstag als Mannheimer Bildungsbürgermeisterin. Am Donnerstag kam sie als Kultusministerin ausgerechnet in jene Stadt zurück, in der ihr größter politischer Widersacher wohnt, der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Georg Wacker.

 

Dazu passte, was Warminski-Leitheußer in ihrer Rede sagte. Sie hätte nie gedacht, wie viele Feinde man sich in sieben Monaten machen kann: "Aber das hält man aus, wenn man überzeugt ist, das Richtige zu tun." Das sollte es aber schon gewesen sein mit Politik an diesem Abend, an dem Regierungspräsident Dr. Rudolf Kühner die Laudatio auf die Ministerin hielt. Sie ist die 20. Ehrenpatin des Vereins und nach Gerlinde Hämmerle, Kühners Vorgängerin, erst die zweite Frau.

 

Was der Regierungspräsident, der selbst Ehrenpate des Vereins ist, zum Anlass nahm, ein Loblied auf das Weinverständnis der Frau an sich anzustimmen.

 

Frauen hätten den besseren Geschmackssinn als Männer, seien die wahren Entscheider beim Weinkauf und würden auch die "Männerdomäne" Weinbau für sich erobern. Und Warminski-Leitheußer? Sie eigne sich als Wahl-Kurpfälzerin hervorragend, so Kühner, um die hiesigen Weine zu repräsentieren. Was für eine Zugezogene aus dem Ruhrgebiet keine Selbstverständlichkeit sein muss.

 
Ja, gab sie zu, sie sei als Biertrinkerin nach Mannheim gekommen, weil sie bis dahin einfach keine guten Weine gekannt habe. Jetzt sei sie eine Weintrinkerin, die die Kurpfalz und ihre Menschen (vor allem die Mannheimer) liebe: "Die Weinberge, Trockenmauern, Kräuter, Blumen: einfach hinreißend! Die Region ist ein Glücksfall für mich." Sie wandere gerne hier. Wobei sie später zugab, bisher meistens in der Pfalz unterwegs gewesen zu sein. Das soll sich aber ändern. Sie werde sicher mal "vorbeischauen" im Madonnenberg, auch um sich am "Duft und Licht" der Landschaft zu ergötzen. Oder um sich, "fast wie eine Buddha-Statue", vor einen knorrigen Rebstock zu setzen, um einfach die Gedanken schweifen zu lassen, wie die neue Ehrenpatin sagte. Keine Frage: Gabriele Warminski-Leitheußer eignet sich wirklich als Repräsentantin des hiesigen Weins.

RNZ vom 19.09.2011

 

Dieser Berg ist eine Herausforderung

 

Schriesheim. (sk) Sehr schräg steht der Traktor am Hang, nur wenige Zentimeter neben seiner rechten Seite geht es steil bergab. Der voll beladene 1000-Liter-Behälter, der leicht asymmetrisch auf der Europalette dahinter lagert, macht das Manövrieren auch nicht leichter.

 

Ein paar Schritte geht es rückwärts, dann schlägt der Fahrer nach rechts ein, und schon steht das linke Vorderrad in der Luft. Schnell springt einer der Erntehelfer aufs Trittbrett und bringt das wackelige Gefährt in die Balance. Noch einmal einschlagen, und der Trecker macht sich auf den ruckeligen Weg bergab, um den zweiten Traubenbehälter auf halber Höhe des Bergs abzusetzen.

 

Der Madonnenberg ist wegen seiner Steillage auch für geübte Traktorfahrer eine Herausforderung, und dank der übervoll hängenden Rebstöcke ist auch in diesem Jahr einiges zu erwarten, was den Ertrag angeht. "Wir kommen heuer bestimmt über 3000 Kilo", schätzt Werner Neureither. Er befühlt die prallen Rieslingtrauben, die schon in seinem Eimer liegen. Saftig sehen sie aus, und ihre goldgelbe Farbe verspricht einen leckeren Geschmack. Eigentlich wollte der Madonnenbergverein, der die Lage bewirtschaftet, die Trauben noch eine Woche länger auf den Stöcken lassen.

 

Die Entscheidung, schon jetzt zu lesen, fiel dann aber recht kurzfristig. Vereinsvorsitzender Bürgermeister Hansjörg Höfer war sich mit Neureither, Ludwig und Fritz Mildenberger einig, lieber nicht noch zuzuwarten. "Hätten wir noch länger gewartet, hätten die Trauben angefangen zu faulen", bemerkt Höfer. Das schwülwarme Wetter, das jeden Augenblick in Regen umschlagen kann, spricht ebenfalls für eine schnelle Lese. Um halb neun Uhr Morgens sind die Erntehelfer vom Obsthof Volk und ein Dutzend Vereinsmitglieder zur Stelle, um mit der Lese zu beginnen. "Landrat Stefan Dallinger kam sogar mit dem Fahrrad", berichtet Höfer. Bis zum frühen Nachmittag sollen die 43 Ar Rebfläche abgeerntet und die Trauben auf dem Weg ins Kelterhaus sein. Unterbrochen wird die Lese von einem Winzervesper, das Margit Höhr derweil schon in der Winzerhütte anrichtet. Der Riesling soll diesmal ausschließlich zu Sekt ausgebaut werden, erklärt Höfer weiter.

 

Die Probe mit dem Refraktometer ergab einen Oechslegehalt von 80. "Da ist für Sekt genau richtig", stellt der Bürgermeister zufrieden fest. tin des hiesigen Weins.

Mannheimer Morgen vom 20.11.2010

 

SCHRIESHEIM: Nachtrag zum Madonnenberg-Konvent, dem gesellschaftlichen Ereignis des Jahres in der Stadt

 

„Beliebteste Weinstube Deutschlands“

 

Es ist ohne Zweifel Schriesheims gesellschaftliches Ereignis des Jahres: der Weinkonvent des Madonnenberg-Vereins im Zehntkeller - auch wenn die superprominenten Ehrenpaten der Vorjahre fehlen wie Paul Kirchhof, Gerhard Stratthaus, Erwin Teufel oder Günther Oettinger, der laut Landrat Stefan Dallinger noch bis letzte Woche kommen wollte und dann doch absagen musste.

 

Trotzdem - oder besser: gerade deshalb - wird es ein sehr heimeliger Abend. Statt Super-Promis sind viele langjährige Freunde der Stadt gekommen, Ex-Regierungspräsident Karl Miltner (81) etwa oder Sparkassen-Chef Prof. Rüdiger Hauser. Eine schöne Geste, dass auch die Mildenbergers als Schaffer "oben am Berg" dabei sind und Waltraut Rufer, die Witwe des unvergessenen Heinrich Rufer, der spiritus rector der Helfer.

 

Die Atmosphäre wird beflügelt durch die Möblierung: Statt Festzelt-Garnituren Stühle und runde Tische. Eine gelungene Innovation des seit Ende 2009 amtierenden Madonnenberg-Vorsitzenden Hansjörg Höfer? Nicht ganz, räumt dieser ein: Die Tische stehen bereits für das Staufer-Mahl, das am Abend danach hier steigen wird. Höfers Akzent zeigt sich in der Musik: die Band "Mary & the Red Cat" von der Pop-Akademie Mannheim, deren unkonventionelle Rhythmen die traditionellen Klänge der Jagdhornbläser ergänzen.

 

Sogar die Ansprachen sind ein Genuss, wecken Erinnerung an die legendäre Rhetorik des verstorbenen Vorsitzenden Claus Kretz. Der Bürgermeister bereits gibt sich humorvoll, umschreibt den Ertragseinbruch bei der Ernte mit den launigen Worten: "Die Vögel sind satt geworden." Und auch der neue Landrat lässt sich inspirieren durch den genius loci, rühmt den Zehntkeller als die an diesem Abend "beliebteste Weinstube Deutschlands". Einen richtigen Lacher erntet Dallinger mit einem Versprecher beim Lebenslauf Kühners; dieser habe "sein Studium gewonnen" (statt "begonnen").

 

Dann aber Kühner, der sich der Ansprache eines Ehrenpaten mehr als würdig erweist. Der hohe Gast, der einem wie das Paradebeispiel für einen Beamten erscheinen müsste (und damit gleich zu Beginn seiner Rede auch selbst kokettiert) - er erweist sich als tiefsinniger Humorist.

 

Etwa, wenn er seine nach wie vor bestehende Unsicherheit, was die anstehende Ehrung überhaupt bedeutet, in Versform fasst: "Was genau das Amt verlangt / Ist mir bis heute unbekannt." Seine Liebe zum Wein bekennt er mit einer an die Bibel angelehnten Frage: Was wäre uns erspart geblieben, hätte es im Paradies Trauben gegeben? "Hätt' Adam unseren Wein besessen / Hätt' er den Apfel nicht gegessen."

 

© Mannheimer Morgen, Samstag, 20.11.2010 (Konstantin Groß)

Mannheimer Morgen vom 11.10.2010

 

SCHRIESHEIM: Riesling-Weinlese auf dem Madonnenberg

 

Für den Landrat ist es ein „Zurück zu den Wurzeln“

 

Bei strahlendem Sonnenschein, einem weiß-blauen Himmel und angenehmen Temperaturen begannen unterhalb der Statue der Mutter Gottes die Mitglieder des Madonnenbergvereins mit der Lese ihrer Riesling-Trauben; bekanntlich werden sie zu köstlichem Sekt verarbeitet.

 

Trotz des traumhaften Wetters waren es in diesem Jahr weniger Mitglieder, die im Weinberg die Trauben ernteten. Ja, sie waren süß, durften sie doch einige Tage das tagsüber warme und nachts kalte, aber trockene Wetter genießen, was ihnen noch einige Oechslegrade bescherte.

 

Da keiner der Hobby- und Freizeitwinzer ein Refraktometer bei sich hatte, war es an Bürgermeister Hansjörg Höfer, den Oechsle-Gehalt der Trauben zu schätzen, und so tippte dieser auf 80 Grad. Doch da war Landrat Stefan Dallinger anderer Meinung. Er vertraute mehr seiner geschmacklich gefühlten Messung des Gaumens, und die zeigte ihm einen Wert von 84,3 Grad an . . .

 

Für den neuen Landrat war es das erste Mal, dass er an der Weinlese auf dem Madonnenberg teilhaben durfte, und er ging sehr fachmännisch an die Sache, sprich: an die Reben heran. Ein einziger Blick sagte ihm, welche Trauben in den Eimer durften und welche auf den Boden geschnitten werden mussten. "Es ist schon auffällig, dass es bei den oberen Reihen mehr faule gegeben hat als hier unten", bemerkte er.

 

Und dann erzählte er, dass er schon als Bub immer bei der Weinlese Nachbarn half, und das habe ihm immer großen Spaß gemacht. So bezeichnet er seine Arbeit im Madonnenberg als "back to the roots" (zurück zu den Wurzeln).

 

Während die Schriesheimer Winzer in den anderen Anlagen eine um gut ein Drittel verminderte Lese zu verschmerzen haben, fiel der Rückgang auf dem Madonnenberg geringer aus. Schätzungsweise konnten an diesem Tag rund 1600 Kilogramm ins Kelterhaus gebracht werden.

 

Nicht Pflicht, sondern Kür war die Weinlese in diesem Jahr für Dallingers Vorgänger Dr. Jürgen Schütz. Bei diesem herrlichen Tag fühlte sich auch Dr. Walter Wolters wie in der Toskana. Er ließ hin und wieder seine Schere sinken und blickte verträumt in die Rheinebene.

 

Nicht nur neue Besen kehren gut, auch neue Scheren sind besonders scharf, und das spürten schnell Isolde Nelles und Romy Schilling. Beide Damen mussten sich einer Ersten Hilfe unterziehen, arbeiteten aber mit einem Pflaster am Finger weiter.

 

Langsam füllte sich Eimer um Eimer, und auch der Hunger meldete sich. Und als man mit der Lese auch zu Ende war, schritt man zur wohlverdienten Vesper.

 

© Mannheimer Morgen, Montag, 11.10.2010 (greg)

 

Ehrenpaten des Madonnenberg-Vereins ernannt

 

„Sie sind ein Jünger des Gottes Bacchus“

 

Gestern Abend, 21 Uhr, ist es soweit: Rudolf Kühner, Präsident des Regierungspräsidiums Karlsruhe, ist der 19. Ehrenpate des Vereins Weinbau Madonnenberg. Landrat Stefan Dallinger, qua Amt Vorsitzender des Kuratoriums, sowie Bürgermeister Hansjörg Höfer als Vorsitzender überreichen dem Chef der Aufsichtsbehörde von sieben Landkreisen, fünf Städten und 211 Gemeinden die Urkunde über jene Auszeichnung, die vergangenes Jahr Günther Oettinger erhalten hat.

 

Im historischen Zehntkeller, erstmals zu diesem Anlass nicht mit Sitzgarnituren, sondern mit runden Tischen und Stühlen möbliert, kann Höfer zahlreiche Amts- und Mandatsträger der Region begrüßen. Beim Rückblick auf die Lese auf dem Madonnenberg muss er allerdings von 65 Prozent weniger Ertrag als 2009 berichten. Nur 1450 Kilo Riesling seien 2010 geerntet worden, dafür aber mit 84 Grad Oechsle.

 

Landrat Dallingers Premiere

 

Stefan Dallinger, für den es der erste Auftritt hier als Landrat und in der mit diesem Amt verbundenen Funktion als Kuratoriumsvorsitzender des Madonnenberg-Vereins ist, streicht Kühners Verbundenheit mit Schriesheim, dem Rhein-Neckar-Kreis und der Metropolregion links und rechts des Rheines heraus. Der Bau des Branich-Tunnels und der zweigleisige Ausbau der RNV-Linie entlang der Bergstraße seien zentrale Projekte der ersten Jahre seiner seit Juli 2005 währenden Amtszeit.

 

Als Mitarbeiter des Staatsministeriums habe Kühner entscheidend dazu beigetragen, den Staatsvertrag der Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz zu formulieren, mit dem vor genau fünf Jahren die Metropolregion geschaffen wurde, erinnert Dallinger: "Der Vertrag trägt zwar nicht Ihre Unterschrift, aber sehr wohl Ihre Handschrift."

 

Auch dem Wein habe sich Kühner, geboren in der Pfalz und wohnhaft in Handschuhsheim, verschrieben - sowohl dem einheimischen als auch dem ausländischen. Nach der Rebflurbereinigung auf dem Kuhberg habe er 2007 die erste neue Rebe gepflanzt, in Südafrika besitze Kühner 42 Hektar Rebfläche, die jährlich um die 300 Tonnen Trauben produzieren, übrigens zu 70 Prozent Rotwein: "Sie sind ein Jünger des Gottes Bacchus", lobt Dallinger.

 

Kühner wiederum gibt das Lob gerne zurück, würdigt den nördlichen Landesteil als die "Sonnenbank Baden-Württembergs" und den Madonnenberg-Verein als "Markenzeichen dieser Region". Stolz sei er, nunmehr Teil einer Liste von Geehrten zu sein, die sich lese wie ein "Who is Who" des deutschen Südwestens, zitiert der Regierungspräsident die Schlagzeile eines Berichts des "Mannheimer Morgen" von Mittwoch über seine Vorgänger (weiterer Bericht folgt).

 

 

© Mannheimer Morgen, Freitag, 19.11.2010 (Konstantin Groß)

Mannheimer Morgen vom 01.12.2009

 

SCHRIESHEIM: BÜRGERMEISTER HANSJÖRG HÖFER ÜBERNAHM GESTERN ABEND VON SEINEM VORGÄNGER PETER RIEHL AUCH DEN VORSITZ IM MADONNENBERG-VEREIN:

 

Der Verein Weinbau Madonnenberg - er war sein "Kind". Peter Riehl war es, der ihn vor 20 Jahren ins Leben rief und ihn seither prägte, seit dem Tod von Claus Kretz auch nominell als Vorsitzender. Insofern war gestern das vielzitierte Ende einer Ära. Denn Peter Riehl gab den Vorsitz ab.

 

Nachfolger wurde in der Mitgliederversammlung in der Kuhbergstube Bürgermeister Hansjörg Höfer. Alle anderen Vorstandsmitglieder - Vize Peter Bausback, Schatzmeister Wolf Diether Burak und Geschäftsführer Thomas Höhr - bleiben im Amt. Unspektakulär, geradezu harmonisch, verlief der Stabwechsel, wie Kuratoriumsvorsitzender, Landrat Dr. Jürgen Schütz, mitteilte.

 

Er selbst gibt in Bälde das Kuratorium ab, das nämlich an das Amt des Landrats geknüpft ist, das ab 1. Mai 2010 neu besetzt sein wird. Wie Riehl wird Schütz jedoch weiterhin an den Sitzungen teilnehmen - jedenfalls "werden sie auch weiterhin eingeladen", wie der neue Vorsitzende Hansjörg Höfer versicherte: "Viel Köpp, viel Sinn" zitierte der Bürgermeister eine Schriesemer Redensart.

 

Auf die Frage des "MM", warum er das Amt übernommen habe, erklärte Höfer: "Der Madonnenberg ist ein Aushängeschild der Weinstadt Schriesheim." Und diese "erste Werbung für Schriesheim" aufrechtzuerhalten, das sehe er als seine Aufgabe an. Auch die Tradition von Konvent und Ehrenpaten wolle er daher fortsetzen und hofft, in dem neuen Landrat einen Partner zu finden.

 

Eine Neuerung gibt es jedoch, eine Art zusätzliche Demokratisierung quasi: Die Mitgliederversammlung beschloss eine Satzungsänderung, wonach die Mitglieder einen Vertreter ins Kuratorium entsenden und bis zu sechs Mitglieder des Beirates wählen, dessen Mitglieder bislang ernannt wurden.

 

Was die künftige Bewirtschaftung angeht, so hielten sich Schütz und Höfer noch bedeckt. "Es wurden verschiedene Modelle diskutiert", berichtete der Landrat, wobei er seine Meinung nicht verhehlte, wonach man "eine Stamm-Mannschaft braucht". Die Entscheidung darüber müsse bereits in den nächsten Wochen gefällt werden, bevor die nötigen Arbeiten im Wingert beginnen. "Das müssen wir besprechen", ließ sich auch Höfer nichts entlocken. Der Herbst 2009 erbrachte übrigens 2600 Kilo. Je zur Hälfte, so kündigte der Landrat an, wird der Wein für den Verein abgefüllt und an die Winzergenossenschaft abgegeben.

 

Für Peter Riehl ist es, wie er betonte, ein Abschied ohne Schmerz: "Es ist der richtige Augenblick". In einem Verein mit solch enger Anbindung ans Rathaus, so hieß es bereits jüngst in der Jubiläumschronik des Vereins, sei es nicht gut, wenn Bürgermeister und Vorgänger an vorderer Stelle stünden. Riehl wird es dennoch nicht langweilig: Erst kürzlich wurde Ko-Vorsitzender eines Vereins, der sich dem Europa-Gedanken verschrieben hat (Bericht folgt).

 

© Mannheimer Morgen, Dienstag, 01.12.2009 (Konstantin Groß)

Mannheimer Morgen vom 09.11.2009

 

SCHRIESHEIM: AUF DEM KONVENT WURDE AUCH DAS JUIBILÄUMSBUCH ÜBER DEN MADONNENBERG VORGESTELLT:

 

Da muss sogar Oettinger schmunzeln

 

Druckfrisch kam es auf den Tisch, nach der Silvaner-Geflügel-Terrine vom "Strahlenberger Hof", zwischen Reh-Ragout und Riesling-Schaum, also zwischen Hauptspeise und Dessert: "Es ist ein wunderschönes Buch geworden", präsentierte Peter Riehl das neueste Werk von Konstantin Groß: "Dem Himmel näher. Die Geschichte des Schriesheimer Madonnenbergs und seines Vereins."

 

Die Buchvorstellung selbst übernahm Landrat Dr. Jürgen Schütz, auch wenn er, wie er einräumte, das Werk noch nicht ganz gelesen habe: "Aber ich kann das trotzdem machen, denn ich kenne den Autor." Es sei eine spannende Geschichte, die auf eine gute Quellenlage und lebende Zeitzeugen zurückgreifen könne. "Besonders der Peter Riehl war ja von der Idee bis zur Verwirklichung und bis heute dabei" - Quelle also für die Entwicklung des Vereins und die Geschichte Schriesheims.

 

"Ich habe zufällig mal ein Kapitel aufgeschlagen: ´Die Madonnenberg-Hütte - Anatomie einer Posse'", so der Landrat in seiner kurzweiligen und launigen Rede weiter: "Mehr will ich an dieser Stelle gar nicht sagen", schmunzelte er unter dem amüsierten Beifall der Gäste.

 

Tatsächlich kündigt Buchautor Groß, Redakteur beim "MM" und studierter Historiker, in seinem Vorwort zu dem Buch an, dass der Leser "kein unkritisches Jubelbuch" erwarten dürfe. Das Werk, bebildert mit vielen Fotos aus alten Zeiten, gibt zunächst einen chronologischen Überblick, um dann auch historische Sachverhalte und menschliche Begebenheiten in ihren Kontext zu stellen. Keine Frage, dass dies zuweilen - besonders beim Thema Madonnenberg-Hütte - schlichtweg amüsante Analysen des Geschehens beschreibt. Derweil reihen sich die Handlungsebenen aus der flotten Feder des Autors locker aneinander. Wer die vergangenen 20 Jahre Revue passieren lassen will, den erwartet durchaus ein gewisser Lesespaß mit vielen Details zur Geschichte des Madonnenberg-Vereins.

 

Groß bedankte sich für die lobenden Worte in seiner bekannt zweischneidig charmanten Art: "Eigentlich hat das Buch mit dem Erscheinen ja fast schon wieder antiquarischen Wert", formulierte er unter Hinweis auf die Grußworte: "Der Ministerpräsident ist bald nicht mehr im Amt, der Landrat ab Mai kommenden Jahres in Pension, und Peter Riehl gibt den Veinsvorsitz Ende des Monats ab. Im Amt ist dann nur - noch - Bürgermeister Höfer."

 

Für den prominenten Schwaben hatte Groß einen Band übrig, wollte ihn zunächst aber nicht signieren: "Damit Sie sagen können, er wäre gekauft und ihn zu Weihnachten weiterschenken können." In Oettingers Gesicht, im wilden Südwesten als Schnellredner und als Mann mit manchmal bizarrem Humor bekannt, schnitzte sich ein Lächeln.

 

© Mannheimer Morgen, Montag, 09.11.2009 (Beate Stumpf )

Mannheimer Morgen vom 09.11.2009

 

SCHRIESHEIM: GÜNTHER OETTINGER AUF ABSCHIEDSBESUCH / MINISTERPRÄSIDENT WURDE ZUM EHRENPATEN DES MADONNENBERG-VEREINS ERNANNT:

 

Wer überpünktlich zu einem Fest eintrifft, dazu noch seinen Sohn mitbringt und dann auch noch länger bleibt als angekündigt - von dem darf man annehmen, dass er sich an betreffendem Ort richtig wohlfühlt.

 

Bei Günther Oettinger jedenfalls scheint dies am Samstagabend der Fall zu sein. Der Regierungschef wird beim Weinkonvent aber auch, als er begleitet von vier Bodyguards den Zehntkeller betritt, mit einer Sympathie empfangen, die für ihn derzeit nicht selbstverständlich ist, wie Gastgeber Peter Riehl anmerkt.

 

Riehl gibt Trost

 

Aber das ehemalige Stadtoberhaupt, selbst oft gebeutelt, hat für seinen prominenten Gast Trost parat: "Der Mensch hat bewusst nicht nur ein Ohr auf der Stirn", so sein Rat, "sondern jeweils eines links und rechts. Damit das, was in dem einen reinkommt, beim anderen wieder raus kann." Und ganz ernst fügt er in Anspielung auf den Tunnel hinzu: "Wir werden nie vergessen, was Sie gerade für unsere Stadt getan haben."

 

Der scheidende Ministerpräsident ist, wie bereits lange vor seinem Ruf nach Brüssel zugesagt, nach Schriesheim gekommen, um Ehrenpate des Madonnenberg-Vereins zu werden, der heuer Jubiläum feiert. Und Landrat Dr. Jürgen Schütz freut sich, einmal seinem Landesvater eine Urkunde überreichen zu dürfen, wo er doch bislang immer nur Urkunden mit der Unterschrift des Ministerpräsidenten erhalten habe.

 

Vom guten Jahrgang 1953

 

In einer hintergründigen Laudatio macht der letztjährige Ehrenpate, Gerhard Roßwog, Ähnlichkeiten zwischen Politik und Weinbau aus und lobt seinen Nachfolger. "Er passt in unser Land", stellt der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes fest. Denn Oettingers Geburtsjahr 1953 sei auch ein herausragender Weinjahrgang. Das einzige Problem des Paten sei seine Ehrlichkeit: "Er sagt, was er denkt, und tut, was er sagt - und das zuweilen zu schnell."

 

"Es ist für mich schon eine besondere Ehre, dass mitten in der Kurpfalz ein Badener die Laudatio auf mich als Schwaben hält", beginnt der Ehrengast seine Rede bereits launig. Gerne sei er gekommen, zumal er Peter Riehl bereits seit einem Vierteljahrhundert kenne.

 

Den Madonnenberg würdigt der Landesvater als "prominentesten Weinberg in Baden-Württemberg", auch wenn er diese Berühmtheit "durch baurechtliche und Petitionsverfahren im Zusammenhang mit einer gewissen Hütte" erlangt habe: "Wenig andere sind so bekannt."

 

Der Südwesten, so der Regierungschef wieder ernst, sei ein Land, in dem der Wein wirtschaftlich und kulturell eine große Rolle spiele: "Wein ist für uns Vorzeigeprodukt." Mit 20 Prozent der Weinproduktion stehe Baden-Württemberg an zweiter Stelle aller Bundesländer. Es müsse deshalb politisches Ziel sein, "dass jeder Hektar, der derzeit Weinberg ist, auch Weinberg bleibt." Das sei Denkmalpflege und Wirtschaftsförderung zugleich, betont er.

 

Und dann macht er noch eine Zusage: Er verspricht, einmal zum Unkrautjäten zu kommen, einmal bei der Weinlese zu helfen und vor allem, Vorstand und Kuratorium des Madonnenberg-Vereins nach Brüssel einzuladen - zu einer Konkurrenzverkostung "Schriesheimer Wein gegen den Rest Europas".

 

© Mannheimer Morgen, Montag, 09.11.2009 (Konstantin Groß)

Weinkonvent vom 07.11.2009

 

Wenn sich der Schriesheimer Madonnenbergverein heute Abend zu seinem Weinkonvent trifft, dann ist damit auch der Anfang vom Ende einer Ära verbunden. Der Vereinsgründer, Ehrenvorsitzende und kommissarische Vorsitzende Peter Riehl wird die Gäste letztmals vor seinem selbstbestimmten Rückzug von der Vereinsspitze im Zehntkeller begrüßen. Bürgermeister Hansjörg Höfer soll sein Nachfolger werden. Und auch der Vorsitzende des Kuratoriums, Jürgen Schütz, wird in seiner Funktion die letzte Urkunde für den zu kürenden Ehrenpaten verlesen. Seine Position im Verein ist gebunden an das Wahlamt des Landrats des Rhein-Neckar-Kreises, und Schütz’ Amtszeit endet bekanntlich am 30. April 2010. Sein Nachfolger wird am 9. Februar vom Kreistag gewählt.

 

Kam Günther Oettinger schon im Jahr 2006 nach Schriesheim, um beim Abschied von Peter Riehl aus dem Amt des Bürgermeisters dabei zu sein, so kommt er heute wieder, der scheidende Ministerpräsident und designierte EU-Kommissar. Wie sein Vorgänger Erwin Teufel wird auch er Ehrenpate des Madonnenbergvereins – anders als Teufel jedoch noch in Amt und Würden. Insofern ist es für Riehl und Schütz ein krönender Abschluss nach 20 Jahren. Zwei Jahrzehnte, die darüber hinaus auch mit vielen anderen Namen verbunden sind wie den beiden Unvergessenen Claus Kretz und Heinrich Rufer. Kretz war viele Jahre Vorsitzender, Rufer pflegte die 40 Ar Reben mit Hingabe, und das gemeinsam mit Ludwig und Heinz Mildenberger, Werner Neureither und Peter Hölzel. Seit einigen Jahren unterstützt auch Werner Volk die Bewirtschaftung des Kleinods über den Weinbergen im Nordosten der Stadt.

 

Der Madonnenberg schmiegt sich sanft an die Ausläufer von Zins und Hundsrück an. Hier wacht über die Stadt und die Riesling-Reben des Vereins die aus Sandstein gehauene Madonnenskulptur. Doch der Madonnenberg ist mehr als nur der Wein. Artenreich sind Flora und Fauna der 1,6 Hektar großen Naturschutzfläche. Über Jahrhunderte wurde hier die heutige Gestalt der Natur von Menschenhand geprägt. Vor der Kultivierung waren die Hanglagen und die Aue der Vohbach bewaldet. Erstmals werden Weinberge für das Jahr 1250 im gleichnamigen Gewann nachgewiesen. Im Jahr 1832 war es der Graf von Oberndorff aus Neckarhausen, der den Madonnenberg kaufte, rodete und Terrassen anlegte. Der dürftige Rebwuchs wich dem Obstbau. Von der Zeit exotischer Baumpflanzungen unter neuem Eigentümer zeugt noch heute der Mammutbaum am Fuße des Madonnenbergs, den 1959 Wilhelm Grüber kaufte. Sein Schwiegersohn, Jens Bartsch, erbte das Grundstück. Bis in die 1980er Jahre wurde es unterschiedlich genutzt, sogar als Weide. Die Pflege der Reben gestaltete sich aber schwierig.

 

Im Jahr 1988 war es schließlich das Land, das das Areal kaufte und an die Stadt verpachtete. Weinbau nach alter Väter Sitte war das Ziel, "und wir wollten auch nach außen hin demonstrieren, dass uns der Madonnenberg wichtig ist", sagt Riehl heute, der damals im Jahr 1989 als Bürgermeister erst die Gründung des Vereins "Historischer Weinbau Madonnenberg" vorantrieb und dann die Überarbeitung des Geländes nach einem Pflege- und Entwicklungsplan. Das "Historisch" führt der Verein heute nicht mehr. Doch noch immer zieht es viele Bürger in die idyllische Ruhe im Schutze der Madonna. Und noch jedes Jahr wird der Madonnenberg-Riesling für Wein und Sekt durch die Vereinsmitglieder gelesen. Auch Günther Oettinger wird die guten Tropfen heute Abend kosten dürfen.

 

Der Ministerpräsident mit dem Ticket nach Brüssel wird sich als Ehrenpate einreihen in den Zirkel seiner namhaften Vorgänger. Doch in seiner Bedeutung für Schriesheim wird Oettinger stets eine besondere Stellung haben. Schon als CDU-Fraktionschef war er in der Stadt – vor sieben Jahren bei einer Veranstaltung in der Kuhbergstube, vor fünf Jahren im Rathaus zu Gesprächen mit Bürgermeistern aus der Region. Im Jahr 2006 besuchte er die Stadt gleich zwei Mal – nicht nur Riehls Abschied stand seinerzeit in Oettingers Terminkalender, sondern auch die BDS-Mittelstandskundgebung, auf der er sprach.

 

Und dann kam der Januar vergangenen Jahres: Der Bau des Branichtunnels wurde als Teil des von der Landesregierung initiierten Sonderprogramms "Straßenbau" Wirklichkeit, was zuerst der hiesige Landtagsabgeordnete und Staatssekretär Georg Wacker von Oettinger erfuhr. Nun wird der Ministerpräsident auch noch Ehrenpate des Madonnenbergvereins. Mehr Schriesheim geht kaum.

Mannheimer Morgen vom 05.11.2009

 

Klaus Töpfer gratuliert zum Jubiläum

 

Der Briefkopf, den das Schreiben trägt, macht es deutlich: Klaus Töpfer war nicht nur Umweltminister in Deutschland, sondern auch Vize-Generalsekretär der Vereinten Nationen, zuständig für Umwelt. Wenn er eine Initiative als ökologisch wertvoll lobt, dann hat das Gewicht.

 

So herrscht mächtig Freude, als Peter Riehl in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins Weinbau Madonnenberg jetzt Post von Töpfer erhält. Der "Um-Welt-Politiker" würdigt darin die Arbeit des Vereins - Anlass ist sein 20-jähriges Bestehen, das dieser am Samstag mit dem Ministerpräsidenten feiert.

 

Töpfers Beziehung zu Schriesheim und zum Madonnenberg ist eine besondere. Im März 1997 ist er noch als Bundesbauminister Festredner der Mittelstandskundgebung auf dem Mathaisemarkt. Da er Weinliebhaber ist, der Auftritt aber ausgerechnet in seine persönliche Fastenzeit fällt, spricht Riehl, damals noch Bürgermeister, eine weitere Einladung aus: "Sie müssen wiederkommen, um mit den Schriesheimern ein Gläschen zu trinken."

 

Und so lädt er Töpfer für Oktober gleichen Jahres zum Weinkonvent des Madonnenberges ein, um ihn zum "Ehrenpaten" (Ehrenmitglied) zu ernennen. Im Sommer 1997 sagt Töpfer zu, bittet sich aber Bedenkzeit aus. Grund: In jenen Monaten beherrscht der Verein mit den Auseinandersetzungen über seine Weinberg-Hütte die Schlagzeilen.

 

Die Vorsitzende des Schriesheimer Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Helke Hubrich, appelliert an Töpfer, übrigens selbst BUND-Mitglied, der Feier fernzubleiben. Am Ende bleibt er bei seiner Zusage; er habe keine Anhaltspunkte für ein rechtswidriges Verhalten des Vereins erkennen können, heißt es damals aus seinem Ministerium.

 

Gleichwohl ist sein Kommen bis zuletzt eine Zitterpartie für den Verein. Am Abend selbst, dem 24. Oktober 1997, beginnt der Weinkonvent zunächst nämlich ohne Ehrengast. Der Minister gerät, vom Frankfurter Flughafen kommend, nördlich von Mannheim in einen Stau und trifft erst nach über einer Stunde ein.

 

Die Erleichterung der in den Monaten zuvor arg gebeutelten Verantwortlichen ist quasi körperlich spürbar: "Vor Ihnen steht ein glücklicher Bürgermeister", bekennt Peter Riehl. Und der damalige, inzwischen verstorbene Vorsitzende Claus Kretz zitiert aus dem Prolog der "Jungfrau von Orléans" - in Anspielung auf die damals tobende politische Diskussion vieldeutig: "Wie kommt ein solcher Glanz in meine Hütte?"

 

Töpfer selbst hat das alles offenbar gefallen. Als Riehl ihn für Samstag zum Jubiläumskonvent einlädt, muss der immer noch Vielbeschäftigte zwar absagen; aber er antwortet mit besagtem lobenden Brief.

 

© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 05.11.2009 (Konstantin Groß)

Mannheimer Morgen vom 08.10.2009

 

SCHRIESHEIM: AM SAMSTAG TREFFEN SICH DIE AKTIVEN DES MADONNENBERG-VEREINS ZU IHRER JUBILÄUMS-WEINLESE / MINISTERPRÄSIDENT OETTINGER KOMMT AM 7. NOVEMBER:

 

"Ist das ein Wetter!" Peter Riehl schaut gen Himmel und freut sich. Denn der vom Alt-Bürgermeister geführte Verein Weinbau Madonnenberg hat am Samstag seine Weinlese - für den Verein wie für jeden Winzer der Höhepunkt des Arbeitsjahres.

 

Die Helfer, deren sich der Verein erfreuen kann, waren bereits in den zurückliegenden Monaten nicht untätig geblieben. Der Talhof hat gemäht, der Obsthof Volk gespritzt. Ein Team, besteht aus Werner Neureither, Peter Hölzel, Heinz und Ludwig Mildenberger, nicht zu vergessen dessen Frau, hat gebunden, geschnitten und all die anderen notwendigen Arbeiten erledigt.

 

Riesling als "Königssorte"

 

Schließlich haben die Experten auch eine kleine Vorlese vorgenommen, damit die Prominenten am Samstag nicht aus Versehen die eine oder andere faule Traube in den Zuber fallen lassen. Denn gelesen wird seit dem zweiten Lese 1991 von den Vereinsmitgliedern, Paten genannt.

 

Bei den zu erntenden Trauben handelt es sich ausschließlich um Riesling; die Entscheidung dafür ist bereits vor 20 Jahren getroffen worden, damals nicht unumstritten. Doch Peter Riehl hatte gute Gründe auf seiner Seite: Zum einen ist dies an dieser Lage die historische Sorte, die bereits der alte Graf von Oberndorff im 19. Jahrhundert hier angebaut hat, zum zweiten wäre ein diversifizierter Sortenspiegel mit weit größerem Aufwand verbunden.

 

Die Trauben wandern ins Kelterhaus der Winzergenossenschaft und werden von ihr in den Badischen Winzerkeller nach Breisach verbracht, der sie separat ausbaut.

 

Beim Weinkonvent nächstes Jahr erhalten die Paten das Ergebnis in attraktiv gestalteten Flaschen. Auch Organisationen und Einrichtungen, die im Kuratorium vertreten sind, vom Landratsamt bis zur Handwerkskammer, erwerben den Tropfen gerne zum Ausschank bei wichtigen Anlässen oder als Präsente.

 

Die Gewinnung der notwendigen Zahl von Helfern ist eine ständige Herausforderung für den Verein. "Es braucht vor allem immer einen, der zentraler Ansprechpartner ist", weiß Riehl. Dafür hatte der Verein stets gute Leute: zuerst Werner Schmitt, dann Heinrich Krämer, schließlich Heinrich Rufer, der auch an dieser Stelle eine höchst schmerzliche Lücke hinterlassen hat. Die ersten Reaktionen auf den jüngsten Aufruf der Winzergenossenschaft zur Unterstützung sind jedoch erfreulich.

 

Doch zunächst wird erst einmal gefeiert - und zwar beim Jubiläums-Weinkonvent, zu dem, wie bereits gemeldet, Ministerpräsident Günther Oettinger kommen wird. An diesem Abend - es ist der 7. November - wird auch das Büchlein vorgestellt, das die spannende Geschichte dieses Weinberges sowie des nach ihm benannten Vereins darstellt.

 

© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 08.10.2009 (Konstantin Groß)

Weinkonvent vom 25.11.2008

 

Die Madonna hat auch 2008 wieder ihre schützenden Hände über den Mitgliedern, Freunden, Paten und Ehrenpaten des Madonnenbergvereins Schriesheim gehalten. Ein Jahr vor dem 20-jährigen Jubiläum des Vereins "Historischer Weinbau Madonnenberg" durften sich mit deren Mitgliedern der Kuratoriumsvorsitzende, Landrat Dr. Jürgen Schütz, und Alt-Bürgermeister Peter Riehl über eines der besten Ergebnisse in der Vereinsgeschichte freuen.

 

Nicht zuletzt dank der fleißigen Weinberg-Arbeiter habe man das erste Mal in der langjährigen Geschichte des Madon-nenbergvereins "Geld in der Kasse" und verfüge über ein beruhigendes finanzielles Polster, so Riehl. Doch das ist nicht die einzige frohe Botschaft, die vom Madonnenberg kommt. Mit dem Ertrag von fast 2500 Kilogramm Riesling-Trauben, die wiederum ein Mostgewicht von 85 Grad Oechsle aufwiesen und einen Kabinettwein erwarten lassen, habe man nicht nur enorm viel gelesen, sondern könne das Ergebnis auch gut in 2500 Flaschen Sekt verfüllen.

 

"Das Ergebnis hätte sogar noch besser ausfallen können", schmunzelte Riehl mit Blick auf Landrat Dr. Jürgen Schütz. Und wies auf die dekorativ rund um das Rednerpult drapierten "Traubenhenkel aus der Reihe des Landrats, die dieser beim Herbsten hat hängen lassen". Die seien ihm noch zu klein gewesen, mochte Schütz den Vorwurf allerdings nicht unkommentiert auf sich sitzen lassen.

 

"Tabakpflanzen und Reben hat der Herrgott uns gegeben. Doch wisst sie weise zu gebrauchen: So darf man trinken und auch rauchen": Weinhoheit Sandra in Vertretung von Weinkönigin Marie-Luise und die Jagdhornbläsergruppe Schriesheim unter der Leitung von Joachim Nelles hatten mit einem Telemann-Menuett, dem "Jagdstück" und dem französischen "Calme de Soir" stilvoll auf den weinkonvent eingestimmt. In dessen weiterem Verlauf auch die erst neunjährige Anastasia Obsieger ihr großes Geigentalent unter Beweis stellte. Und mit einer grandios dargebotenen "Gavotte" von Jean-Baptist Lully und dem 1. Satz des Konzerts a-Moll von Antonio Vivaldi verdienten Beifall erntete. Nicht an den Rand gerückt sahen sich aber auch die Arbeiter im Weinberg, ohne die sich auf dem Madonnenberg keine einzige Traube der Sonne entgegenstrecken würde, wie Landrat Schütz treffend bemerkte.

 

Es seien Seniorenwinzer und Weinberg-"Paten" wie Werner Neureither, Peter Hölzel, Ludwig Mildenberger und Heinz Mildenberger, die "säen, ernten und in die Scheunen einfahren". Wenn es das Jahr über diese tätigen Hände und den Einsatz der übrigen Truppe nicht gäbe, so Dr. Schütz, bräuchten die Ehrenpaten gar nicht erst zur Lese antreten.

 

Einen Wermutstropfen hatte Riehl zu Anfang des Ehrenkonvents in das Glas der Madonnenbergfreunde schütten müssen. Mit Heinrich Rufer und Helmut Kühnle musste man sich im Laufe des Jahres von zwei "unersetzlichen Mitstreitern" für immer verabschieden.

RNZ vom 05.12.2005

 

„Der Wein ist ein Sorgenbrecher“

 

Madonnenberg-Konvent lockte am Freitag viel Prominenz in den Zehntkeller – Erwin Teufel hielt eine launige Rede – Werner Volk war der „Retter des Madonnenbergs“ Laudator Heinrich Haasis (l.) , der Karlsruher Landrat Claus Kretz, dessen Kollege Jürgen Schütz und Bürgermeister Peter Riehl überreichten Erwin Teufel die Ehrenpatenschaftsurkunde.

 

Foto: Dorn

 

Von Carsten Blaue

 

Schriesheim. „Das können Sie ruhig schreiben: So entspannt habe ich den Erwin Teufel in seinen 14 Jahren als Ministerpräsident nie erlebt“. Finanzminister Gerhard Stratthaus muss es wissen. Er kennt den neuen Ehrenpaten des Madonnenberg-Vereins und ehemaligen Ministerpräsidenten in unserem „Ländle“ ja sehr gut. Stratthaus übrigens wurde vom Karlsruher Landrat und Vorsitzenden des Vereins, Claus Kretz, als ehemaliger Oberbürgermeister Schwetzingens angesprochen, „weil ich nicht weiß, ob es heute eine Freude ist, als Finanzminister begrüßt zu werden.“ Die Laune beim traditionellen Madonnenberg-Konvent im Zehntkeller war bestens – und die Liste der politischen und behördlichen Prominenz lang.

 

Neben dem zu kürenden Teufel hieß Kretz allein sieben Ehrenpaten des Vereins „Historischer Weinbau Madonnenberg“ durchaus launig willkommen: Neben Stratthaus die ehemaligen Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle und Karl Miltner, den „Elder Statesman der Außenpolitik“, Klaus Kinkel. Dann „diesen Professor aus Heidelberg“, Paul Kirchhof. Inzwischen kann ein voll besetzter Zehntkeller über diese Anrede aus Wahlkampfzeiten lachen. „Wenn andere in Berlin nur so viel Format hätten!“, so Kretz. Das Lob tat dem ehemaligen Verfassungsrichter sicher gut. „Kirchhof hat man übel mitgespielt“, reflektierte Kinkel später im Gespräch die Geschehnisse im Bundestagswahlkampf.

 

Kretz begrüßte zudem den Ehrenvorsitzenden Emil Meixner und den Laudator des Abends und designierten Präsidenten des deutschen Sparkassen-Verbandes, Heinrich Haasis, der kurzfristig für den Ehrenpaten des vergangenen Jahres, Willi Stächele, einsprang. Den Kanzleramtsminister a. D. und Ex-Geheimdienstkoordinator, Bernd Schmidbauer, hätte Kretz fast vergessen. „Man kann sich in dieser Begrüßung ja fast verlieren“, entschuldigte sich Kretz. Schmidbauer nahm es locker.

 

„Es war wieder ein sehr ertragreicher Herbst“, bilanzierte Kretz in seinem Bericht zur Lage des Madonnenbergs. Vom eigentlich fest angesetzten Lese-Termin habe man dieses Jahr abweichen müssen. Schnelle Fäulnis „drohte die Trauben in die Knie zu zwingen“. Aber zum Glück rückte Landwirt Werner Volk aus Hirschberg mit seiner Mannschaft an „und rettete den Madonnenberg“. Ein besseres Entree als neuer Pate hätte sich Volk nicht verschaffen können, meinte Kretz, der auch die Pflege des Madonnenbergs durch Heinrich Rufer hervorhob. Neben Volk wurde an diesem Abend übrigens auch Dr. Andreas Schneider-Neureither, Vorstandschef der Heidelberger SNP AG, neuer Pate im Madonnenberg-Verein. Paten müssen übrigens im Unterschied zu den prominenten Ehrenpaten den einmaligen Patenschafts-Beitrag entrichten.

 

Kretz wies darauf hin, dass der Konvent der letzte sei im aktiven Dienst von Bürgermeister Peter Riehl. Dieser sei der „spiritus rector“ des Vereins, so Kretz. Er würdigte Riehl als „bürgermeisterliches Urgestein“: „Stadt und Kreis verdanken Dir viel.“

 

Nach einem Gruß der Weinprinzessinnen – Königin Stefanie, meinte Riehl, brauche mal drei Tage Urlaub vom FH-Stress in Kehl – trat Laudator Haasis ans Mikrofon. Ihn verbindet eine Freundschaft mit Teufel über die gemeinsamen politischen Erfahrungen hinaus. Der neue Madonnenberg-Ehrenpate stehe auf einem festen Werte-Fundament von Gottvertrauen und Heimatliebe und habe nie auf hohe Popularitäts-Werte abgezielt, sie aber durch seine Integrationskraft und Offenheit bekommen. Beim Wein, so Haasis, sei es wie mit der Politik: „Man weiß immer erst hinterher, welche Flasche man gewählt hat.“ Ins Gelächter hinein schob er aber nach: „Das gilt nicht für Erwin Teufel. Er ist noch heute Politiker aus Leidenschaft.“ Für ihn sei Führen gleichbedeutend mit Dienen gewesen. Noch dazu sei Teufel durchaus ein geselliger Genießer – „was auch den Badenern entgegen kommt“, so Haasis.

 

Apropos Genuss: Als Vorsitzender des Kuratoriums des Madonnenberg-Vereins genoss es Landrat Jürgen Schütz in vollen Zügen, endlich auch mal Erwin Teufel eine Urkunde überreichen zu können. Der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises klärte Teufel über dessen Rechte und Pflichten im Madonnenberg-Verein auf und begrüßte ihn im Kreise der Ehrenpaten.

 

Teufel widmete sich in seiner Rede zunächst Bürgermeister Riehl. Die Bürgermeister-Verfassung im Lande habe schon immer kraftvolle Persönlichkeiten angezogen, und wenn ein Bürgermeister immer wieder gewählt werde, so wie Riehl, „dann kommt eine Gemeinde voran“. Teufel zeigte sich beeindruckt, dass Riehl in Sachen Madonnenberg-Verein sogar „Landräte für sich arbeiten lässt und vor seinen Karren spannt.“

 

Der neue Madonnenberg-Pate gab zu, dass es ihm nicht „an der Wiege gesungen“ worden sei, ein Weinkenner zu werden. Und auch diese Rede falle ihm nicht leicht, gab sich Teufel weiterhin launig. Als Ministerpräsident habe er die Reden einfach immer nur ablesen müssen: „Jetzt muss ich im hohen Alter noch das Denken anfangen und selbst Reden entwerfen

 

In der Bibel und in der Philosophie habe er nach Sprüchen über den Wein gesucht, so der jetzige Student der jesuitischen Hochschule für Philosophie in München. Er wurde fündig und entdeckte, wie hilfreich der Wein gerade in der aktuellen Situation sei: Wein vermittle Menschenkenntnis und Lebensfreude. Er halte nichts geheim, sorge also für Offenheit. Im Wein sei Wahrheit, und der Wein sei ein Sorgenbrecher, meinte Teufel, der sich abschließend für Haasis‘ „Freundschaftsdienst“ und die Aufnahme in „diese ehrenwerten Gesellschaft“ bedankte.

 

Eine Gesellschaft, die auch Kinkel vor fünf Jahren bestens gefallen hat. Der Ehrenpate des Jahres 2000 erinnert sich gerne an die Atmosphäre im Zehntkeller. Also machte es ihm Spaß, wieder mal bei einem Weinkonvent dabei zu sein. Überhaupt sei der Madonnenberg-Verein eine „bemerkenswerte Einrichtung“. Er selbst sei ja ein Riesling-Kenner „und ich denke, ich habe einen anständigen Weinkeller“. Gefragt, wie er denn die Schriesheimer Weine einschätzt, sagte Kinkel: „Solide“. Sie begleiteten auch die Markklößchensuppe und den Tafelspitz mit Meerrettichsoße. Das Abendessen servierte Winzerwirt Wilhelm Müller mit seiner Familie. Für die musikalische Begleitung des Abends sorgten die Jagdhornbläser, sowie Kurt Arras und Richard Trares.

 

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